HIFU: unklare Wirksamkeit von Lifting mit Ultraschall | Medizin Transparent

2022-11-16 14:45:24 By : Mr. Kenny Liang

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Wir überprüfen Behauptungen, die Sie gefunden haben.

Ob Lachfalten um den Mund oder Runzeln auf der Stirn – im Gesicht spiegelt sich das Lebensalter wider. Obwohl die Hautalterung ein natürlicher Prozess ist, fühlen sich nicht alle wohl damit. Denn jung aussehende Haut gilt in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal.

Vom Traum der ewigen Jugend profitiert ein großer Geschäftszweig. Neben Cremes und Tinkturen versprechen auch Behandlungen mit verschiedenen Geräten, Falten zu verringern und die Haut wieder straffer erscheinen zu lassen.

Eine dieser Methoden nennt sich HIFU. Die Abkürzung steht für High Intensity Focused Ultrasound, also „gebündelter Hochintensitäts-Ultraschall“. Dabei erzeugen besonders kräftige Ultraschall-Wellen Hitze unter der Haut. Das soll den Anbietern zufolge erschlafftes Gewebe straffen und Falten glätten.

Ein wissenschaftlicher Nachweis für diese Wirkung fehlt jedoch. Nötig dazu wären Studien, in denen die Wirkung einer HIFU-Behandlung mit einer unwirksamen Scheinbehandlung verglichen wird. Solche Studien konnten wir jedoch nicht finden – trotz umfangreicher Recherche in mehreren Forschungsdatenbanken. Was wir gefunden haben, sind Studien mit sehr geringer Aussagekraft, die lediglich unterschiedliche HIFU-Behandlungsstärken miteinander verglichen haben [1-3]. Ob die HIFU-Methode irgendetwas bewirkt, können sie nicht beantworten.

Aus den Studien lässt sich allenfalls herauslesen, welche Nebenwirkungen bei HIFU eventuell zu erwarten sind. Demnach berichten fast alle Studienteilnehmenden von Schmerzen. Diese sind während den Behandlungen und bis zu über einer Woche danach aufgetreten [1-3]. In einer Studie bekamen die Teilnehmenden daher vorsorglich Schmerzmittel zum Schlucken oder betäubende Cremes. Auch Rötungen und Schwellungen traten in Folge auf.

Behauptungen, wonach eine HIFU-Behandlung schmerzfrei sei, können diese Studien also nicht bestätigen.

HIFU-Geräte erzeugen Ultraschall-Wellen und bündeln diese im Fettgewebe unter der Haut. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Lupe, die das Sonnenlicht bündelt. Im Brennpunkt entsteht in beiden Fällen Hitze.

Während gebündeltes Sonnenlicht nur Oberflächen erhitzt, kann der Brennpunkt von Ultraschallwellen auch tiefer im Gewebe liegen. Die Hitzebehandlung soll Kollagenfasern unter der Haut zum Wachstum anregen und so die Haut straffen. Die Hautoberfläche wird dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dass gebündelter Ultraschall Hitze erzeugt, soll manchen Anbietern zufolge auch dazu geeignet sein, Fettgewebe „wegzuschmelzen“ und so ungewollte Fettpölsterchen zu beseitigen. Wir haben dazu bereits einen eigenen Beitrag veröffentlicht.

Neben HIFU werden auch andere Techniken zur Hautverjüngung beworben und eingesetzt: etwa Laser, verschiedene andere Arten von Licht oder Mikrowellen. Alle Methoden zielen darauf ab, Gewebe unterhalb der Haut zu erhitzen [6]. Wie wirksam diese Behandlungen sind, haben wir uns nicht näher angesehen.

In der Medizin ist die HIFU-Methode zur Behandlung mancher Krebsarten üblich, um eine Operation zu vermeiden – beispielsweise an der Prostata oder an der Gebärmutter [4,5].

Ob HIFU eine wirksame Behandlung zur Hautverjüngung ist, könnten nur randomisiert-kontrollierte Studien beantworten, in denen die Wirkung einer HIFU-Behandlung mit einer wirkungslosen Scheinbehandlung verglichen wird. Trotz umfangreicher Recherche in den Forschungsdatenbanken Pubmed, Epistemonikos und Cochrane Library haben wir keine Studien gefunden. Akzeptiert hätten wir auch gut gemachte Studien, in denen sich HIFU dem Vergleich mit einer etablierten Face-Lifting- Methode stellen muss, bei der die erzielten Effekte bereits gut bekannt sind.

Und so würde die ideale Studie aussehen: Eine große Anzahl an Teilnehmenden wird einer von zwei Gruppen zugelost. Die Behandlungsgruppe erhält eine oder mehrere HIFU-Behandlungen, während die Kontrollgruppe nur eine Scheinbehandlung bekommt – etwa mit einer als unwirksam vermuteten sehr niedrigen Ultraschall-Energiestufe.

Die zufällige Zuteilung zu beiden Gruppen stellt sicher, dass einflussreiche Merkmale wie Alter, Ausmaß der Hautalterung oder Lebensstil gleich verteilt sind und das Ergebnis nicht beeinflussen können.

Weder die Teilnehmenden noch die Forscherinnen und Forscher wissen, wer eine echte und wer nur eine Scheinbehandlung bekommt. So lässt sich vermeiden, dass die Ergebnisse durch Erwartungshaltungen verzerrt werden. Das Geheimhalten der Gruppenzuteilung heißt „Verblindung“.

Verblindetes Studienpersonal vergleicht von jeder teilnehmenden Person Fotos, die vor der Behandlung und einige Monate danach aufgenommen wurden. Damit der Vorher-Nachher-Vergleich fair ist, müssen die Fotos immer auf die gleiche Art angefertigt worden sein.

Nur wenn sich herausstellt, dass in der Behandlungsgruppe häufiger ein „Verjüngungseffekt“ erkannt wurde, wäre das ein Nachweis für die Wirksamkeit von HIFU.

[1] Sasaki u.a. (2017) Sasaki GH, Abelev N, Papadopoulos L. A Split Face Study to Determine the Significance of Adding Increased Energy and Treatment Levels at the Marionette Folds. Aesthet Surg J. 2017 Sep 1;37(8):947-960. (Studie in voller Länge)

[2] Jung u.a. (2016) Jung HJ, Min J, Seo HM, Kim WS. Comparison of effect between high intense focused ultrasound devices for facial tightening: Evaluator-blinded, split-face study. J Cosmet Laser Ther. 2016 Oct;18(5):252-6. (Zusammenfassung der Studie)

[3] Baumann u.a. (2016) Baumann L, Zelickson B. Evaluation of Micro-Focused Ultrasound for Lifting and Tightening Neck Laxity. J Drugs Dermatol. 2016 May 1;15(5):607-14. (Zusammenfassung der Studie)

[4] UpToDate (2020) Pisters LL, Spiess PE. Cryotherapy and other ablative techniques for the initial treatment of prostate cancer. In Savarese D (ed.). UpToDate. Abgerufen am 1. 10. 2020 unter www.uptodate.com (kostenpflichtig)

[5] UpToDate (2020) Stewart EA. Uterine fibroids (leiomyomas): Treatment overview. In Chakrabarti A (ed.). UpToDate. Abgerufen am 1. 10. 2020 unter www.uptodate.com (kostenpflichtig)

[6] UpToDate (2020) Alexiades M. Nonablative skin resurfacing for skin rejuvenation. In Ofori AO (ed.). UpToDate. Abgerufen am 1. 10. 2020 unter www.uptodate.com (kostenpflichtig)

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